Mittwoch, 25. Oktober 2017

Saison-Resumé

Montag, 23. Oktober 2017. Ein kleines Resumé unserer ersten Motorbootsaison.

Das Schippern auf den Binnenwasserstraßen: Es ist in etwa so, wie wir es uns vorgestellt haben, d.h. unsere Erwartungen haben sich voll und ganz erfüllt, auch wenn wir vorher natürlich keine detaillierten Erfahrungen bezüglich dessen hatten, was da auf uns zukommen würde.

In dieser Saison, die unmittelbar nach Ostern mit der Ausrüstung des Bootes in Sneek begonnen hatte, haben wir insgesamt 1840 Kilometer zurückgelegt, davon fast 100 Kilometer auf der Ems, etwa 170 Km auf der Weser, 600 Km auf dem Rhein (und zusätzlich 120 auf der Ijssel), 220 Km auf der Mosel und schließlich noch 110 Kilometer auf der Lahn. Den überwiegenden Teil der Strecke (um genau zu sein, 72 Prozent) sind wir also auf Flüssen gefahren, wobei es hier doch ziemlich große Unterschiede gibt. Während Mosel und Lahn sehr romantisch daherkommen und oftmals kaum Fließgeschwindigkeiten haben, sieht es auf dem Rhein ganz anders aus. Hier haben wir Strömungsgeschwindigkeiten von 9 km/h erlebt. Bergwärts kommt man kaum voran, dafür geht es in der anderen Richtung mit einem „irren“ Tempo talwärts. Auf dem Rhein muss man auch wegen der Berufsschiffahrt ziemlich aufpassen, weil man teilweise mehrere Entgegenkommer und Überholer gleichzeitig neben, vor und hinter sich hat. Dafür hat der Rhein in den Abschnitten, die wir befahren haben, keine Schleusen und die Brücken sind so hoch, dass man niemals den Mast legen muss.

Apropos Schleusen: Insgesamt haben wir 63 Mal geschleust, manche Schleusen haben wir in beiden Richtungen passiert. Nachdem wir anfänglich noch etwas unsicher waren, haben wir im Laufe der Saison dann doch einige Erfahrung gesammelt und kommen nun ganz gut klar, indem wir nur noch mit einer Leine festmachen. Die Schleusen selbst sind dabei durchaus sehr unterschiedlich. Die große Seeschleuse in Emden ist mit ihren Abmessungen von 260 mal 40 Meter sogar breiter als die Panamakanal-Locks, in der Lahn sind wir in Schleusenkammern hineingefahren, die kaum breiter als unser Boot waren und deren Brücken auch nach oben gerade noch 10 cm Luft ließen.

Ein Highlight des Binnen-Cruising sind für uns besonders die Städte, in deren Herz man mit dem Boot anlegen kann, egal, ob es sich dabei um Großstädte oder kleinere Orte handelt. Groningen, Emden, Oldenburg, Bremen, Münster, Düsseldorf, Köln oder Koblenz, sie alle haben ihr eigenes Flair, wobei ihnen gemeinsam ist, dass ein fließendes oder stehendes Gewässer das Stadtbild prägt. Mit seinem eigenen Heim mittendrin eine Zeit lang parken zu können, hat uns in diesem Jahr jedenfalls sehr gut gefallen. Aber nicht nur die großen, auch die kleineren Städte am Wasser haben ihre Reize, wie wir besonders in Holland oder an Mosel und Lahn erleben konnten. Vielleicht sollten wir uns in Zukunft den einzelnen Orten sogar noch intensiver widmen und weniger Kilometer machen, als in diesem Jahr.

Hinsichtlich des Boots glauben wir, uns richtig entschieden zu haben. Die Gipsy 5 ist zwar von den äußeren Abmessungen etwa gleich groß wie die Gipsy IIII, bietet aber schon etwas mehr Wohnraum. Das liegt vor allem daran, dass ein Motorboot die größte Breite fast auf der gesamten Schiffslänge hat, während das bei einem Segelboot eher nur in der Mitte der Fall ist. Der Komfort ist etwas größer, weil auch nach oben mehr Platz vorhanden ist. Außerdem erleichtern einige Ausstattungsmerkmale, wie die Waschmaschine (mit Trockner) das Leben an Bord. Der große Wohnkomfort scheint uns auch der Hauptvorteil gegenüber einem Wohnmobil zu sein, denn um gleichviel Platz zu haben, müsste man auf den Straßen schon mit einem Doppeldecker durch die Gegend fahren.

Was gefällt uns nun also besser, Segeln oder Motorboofahren? Beides ist toll, keine Frage, vor allem, wenn man sich der Sache zeitlich relativ unlimitiert widmen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt ist jedenfalls das Motorboot die richtige Wahl, schon weil Christine wegen des fehlenden Seegangs nicht mehr unter Seekrankheit leiden muss und auch das Fahren als solches genießen oder während der Fahrt unter Deck verschiedenen Dingen nachgehen kann. Ohne die Benutzung eines Beiboots abends einfach über den Steg in eine Stadt marschieren oder radeln zu können, hat auch seinen Reiz. Die Nähe zur Heimat bietet durchaus Vorteile und für Freunde und Verwandte ist es einfacher, uns mal an Bord zu besuchen.Und wenn es mal was zu reparieren gibt, ist das i.d.R. nicht so kritisch, dass man die Fahrt nicht fortsetzen könnte oder bei Aufschub der Instandsetzung ein zu großes Risiko einginge. Im Zweifel bekommt man alle Ersatzteile flott geliefert. Überhaupt: Das potentielle Risiko für Leib und Leben ist bei der Binnenschifffahrt schon deutlich kleiner, als beim Hochseesegeln. Falls man mal über Bord fallen sollte, schwimmt man eben schnell an Land. Das Leben auf und mit der Gipsy 5 gestaltet sich für uns jedenfalls abwechslungsreich und interessant. Attraktive Ziele, die wir mit dem Motorboot in den nächsten Jahren ansteuern können, gibt es so viele, dass es schwerfällt zu entscheiden, wo es als nächstes hingehen soll. Lieber in den Norden, z.B. über den Göta-Kanal nach Stockholm oder doch lieber nach Südfrankreich? Langeweile ist bisher jedenfalls nie aufgekommen und ich bin selten in der Situation gewesen, dass ich der Gipsy IIII und dem Blauwassersegeln nachgetrauert hätte.


Und dennoch: Der größere Reiz läge für mich nach wie vor darin, zu exotischen Plätzen zu segeln. Es ist anspruchsvoller, erfordert mehr Planung, die Herausforderung ist größer. Und die Belohnung am Ende auch. Das Abenteuer, Inseln zu besuchen, die man nur per Segelboot erreichen kann, bietet eine ganz besondere Erfüllung und der Landfall nach einer Ozeanüberquerung hat eine spezielle und faszinierende Qualität. Die Farben tiefen Blaus und leuchtenden Türkisgrüns der Südsee gehen uns beiden schon etwas ab. Aber es ist ja nicht so, dass wir das in den sechs Jahren, die wir segelnd auf den Weltmeeren unterwegs waren, nicht ausreichend hätten genießen können. 



Kann man das eigentlich vergleichen? Oben drei Bilder aus dem vergangenen halben Jahr von der Gipsy 5, unten drei Fotos von der Gipsy IIII. 









Dienstag, 17. Oktober 2017

Gipsy an Land

Dienstag, 17. Oktober 2017. Die Gipsy 5 kommt an Land und wir fahren nach Hause.

Weil um 8 Uhr die Jungs vom Jachtcenter auftauchen werden, um unser Boot aus dem Wasser zu heben, stehen wir bereits um 6 Uhr auf für die letzten Vorbereitungen. Es sind noch einige Dinge im Auto zu verstauen und eine kleine Liste von to-do’s ist abzuarbeiten, bevor wir das Schiff verlassen können. Und da wir heute noch nach Österreich fahren wollen, machen wir das lieber so früh wie möglich.

Das Jachtcenter Elburg ist auf Winterlager für Boote spezialisiert. Und das hat die Truppe wirklich perfekt drauf. So schnell, sicher und mit durchchoreografierten Abläufen habe ich das noch nirgendwo gesehen. Der Werftchef erzählt, wenn es sein müsse, könnten sie an einem Tag 25 Boote aus dem Wasser nehmen, inclusive Unterwasserschiff reinigen und in der Halle oder auf dem Freigelände parken. Das Boot wird mit einem fest installierten Kran aus dem Wasser gehoben und auf einen per Gabelstapler zuvor gebrachten Lagerbock abgesetzt. Das Ding besteht aus einem einzigen Teil und nachdem Hölzer unter den Kiel gelegt und die Stützplatten festgezogen sind, kann das Boot nun auf diesem Bock hin und her rangiert werden. Dafür gibt es einen Verschubwagen, der wie eine große, zweizinkige Gabel aussieht. Die Zinken lassen sich seitlich per Hydraulik verschieben und anheben. Mit diesem Ding fährt man nun unter den Bock und hebt das ganze Paket an. Alle vier Räder des Gefährts sind steuerbar, so dass man damit auch schräg seitlich fahren kann und eine viel bessere Manövrierbarkeit hat als etwa mit einem normalen zweiachsigen Anhänger.

Alles geht flott. In ein paar Minuten sind wir angehoben, kurze Zeit später auf dem Bock abgesetzt und zum Abspritzplatz gefahren. Jetzt schaue ich mir schon mal die Schraube genauer an und muss leider feststellen, dass sie doch ganz schöne Macken abbekommen hat. Die Kanten aller fünf Blätter sind zumindest leicht angefressen, an drei Stellen sieht es schlimmer aus. Große Dellen oder ausgebrochenes Material. Später schauen wir uns das Problem noch gemeinsam mit dem vor Ort ansässigen Mechaniker an, der sich des Problems annehmen wird. Der Propeller muss dafür abgebaut und zu einem Spezialbetrieb nach Kampen gebracht werden, wo der Schaden dann hoffentlich repariert werden kann. Leider entdecken wir bei der Begutachtung noch ein weiteres Problem. Das Ruderblatt ist an der vorderen Kante durchgerostet. Wahrscheinlich ein Elektrolyseproblem, denn die Opferanode auf der nicht weit entfernten Propellerwelle sieht noch ziemlich unverbraucht aus. Hätte für Süßwasserbetrieb sicher besser aus Aluminium sein sollen, als aus Zink. Der Mechaniker erklärt uns, dass man als Vorderkante der Ruderblätter meistens ein Rohr verwendet, an das die Seitenteile angeschweißt werden. Besser wäre sicherlich, dafür eine massive Stange oder Welle zu verwenden. Also erteilen wir auch diesen Auftrag: Ruderblatt ausbauen, den vorderen Teil wegflexen und eine Massiv-Ausführung einschweißen. Hoffen wir mal, dass die Arbeiten verlässlich über die Bühne gehen, denn wir werden nicht vor Ort sein, um das Ganze zu beaufsichtigen. Aber die Leute machen allesamt einen guten Eindruck und wir sind hier schließlich im Bootssportparadies Holland und nicht in der Karibik. Über den Stand der Arbeiten werden wir telefonisch oder per email informiert.

Um halb zehn ist alles erledigt. Wir verabschieden uns und fahren Richtung Heimat. 820 Kilometer liegen vor uns. Wir haben Glück, denn erstens haben wir schönes Wetter mit Temperaturen von bis zu 25 Grad und zweitens gibt es die Staus immer nur auf der Gegenfahrbahn. Zwei Pausen unterwegs, um 1830 haben wir unser Ziel erreicht.


In den nächsten Tagen werde ich noch eine kleine Zusammenfassung der Saison schreiben und vielleicht auch die Frage beantworten, die uns oft gestellt wird: Was gefällt Euch denn nun besser: Das Segeln auf den Weltmeeren oder das Schippern auf den Europäischen Binnengewässern?

 Ready to go.

 Das Boot wird angehoben und auf den Lagerbock gesetzt.


 Das ganze Paket wird dann mit diesem Verschubgespann an einen anderen Ort gefahren, ...


 ... als erstes gleich zu dem Platz, an dem das Unterwasserschiff mit Hochdruck abgespritzt wird.




Der Propeller hat leider ein paar Macken bekommen und muss abgebaut und in einer Spezialwerkstatt repariert werden.


 Auch das Ruderblatt muss wegen einer großflächigen Korrosion ausgebaut und eine neue Vorderkante eingeschweißt werden.

 Ab in die Halle und in den Winterschlaf.




Montag, 16. Oktober 2017

Saisonausklang in Elburg

Samstag, 14. bis Montag, 16. Oktober 2017. Die letzten Tage der Saison in Elburg: Stadtbummel, Radtour am Veluwemeer, Vorbereitungen fürs Auswassern.

Für unsere letzten Tage der Saison in Elburg bekommen wir Traumwetter. Viel Sonne und Temperaturen über 20 Grad. Das könnte überhaupt nicht besser sein. Christine findet, wir sollten beim nächsten Mal die Vorbereitungstage für den Winterschlaf kürzer und konzentrierter gestalten. Also zwei oder drei Tage mit mehr Power an die Sache herangehen. Mir gefällt es so, wie wir es derzeit machen. Es gibt immer ein paar Stunden was am Boot zu tun und in der restlichen Zeit kann man sich z.B. damit beschäftigen, durch den Ort zu bummeln, mit dem Rad zu fahren oder einfach mal ein Buch zu lesen.

Am Samstag schrubben wir das Teak auf dem Achterdeck und ich konserviere den Außenborder des Dinghies. Außerdem biege ich noch einen Edelstahlbügel zurecht für die beiden Fenderkörbe am Heck. Die bisherige Konstruktion verursacht zu viel Reibung an den Rückenlehnen der Polster am Heck, so dass sich der Stoff schon langsam auflöst. Zu Fuß touren wir einmal rund um den Altstadtbereich von Elburg, immer am umlaufenden Wassergraben entlang. Auch am Sonntag erledigen wir am Vormittag diverse Kleinigkeiten auf dem Schiff und schwingen uns dann mittags auf die Räder und fahren ein paar Stunden am Veluwemeer entlang, essen auf einer windgeschützten Terrasse zu Mittag und sind am Nachmittag nach etwa 40 Kilometern rechtzeitig zurück, um im Live-Stream des ORF im Internet die Berichterstattung über die Nationalratswahl in Österreich mitzuverfolgen, an der Christine per Briefwahl teilgenommen hat.

Am Montag ist zunächst Packen angesagt. Die Klamotten, die mit nach Hause sollen, werden schon mal ins Auto geladen. Am Nachmittag spazieren wir bei herrlichstem Wetter noch einmal in die Altstadt und gönnen uns beim Grand Café Kaffee und Kuchen. Um 16 Uhr sind wir zurück und können dann nach einer halben Stunde schon in die Kranspur verholen. Morgen früh sind wir gleich die Ersten, die an Land gehoben werden. Jetzt haben wir den Vorteil, in aller Ruhe die Arbeiten erledigen zu können, die man am besten dann ausführt, wenn das Boot noch im Wasser liegt. Dabei geht es insbesondere darum, den Seewasserkreislauf des Motors mit Frostschutzmittel zu spülen und das Trinkwassersystem winterfest zu machen. Für Letzteres gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da wir hier keine Unterstützung zum Ausblasen des Systems mit Pressluft bekommen, haben wir uns entschieden, lebensmitteltaugliches Frostschutzmittel einzufüllen, was relativ mühsam und auch etwas teuer ist. Das Problem liegt darin, dass der Warmwasserboiler 40 Liter fasst und erst geleert und anschließend mit Frostschutz gefüllt werden muss, bevor das Zeugs in die Warmwasserleitungen fließen kann. Ich hatte bereits 30 Liter von dem Mittel gekauft, was wir nun 1 zu 1 mit Wasser mischen und also 60 Liter in den zuvor geleerten Wassertank einfüllen. Anschließend werden sämtliche Wasserhähne für Kalt- und Warmwasser so lange geöffnet, bis rosa gefärbtes Wasser ausfließt. Das sind jeweils 5 Hähne und zwei Toilettenspülungen. Die zwei Puffertanks vorn und hinten für das Grauwasser hatte ich schon zuvor gereinigt. Mit der roten Suppe werden nun also auch die Abwasserleitungen und das Fäkaliensystem frostsicher gemacht.

Alles in allem dauern diese letzten Vorbereitungen etwa 4 Stunden, wobei eine  Stunde davon nicht hätte sein müssen. Um das Frostschutzmittel nicht in den Kanal zu spülen, will ich nämlich zumindest 30 Liter aus dem Boiler wieder sichern, indem ich diese wieder in die Kanister abfülle. Blöd nur, dass ich vergesse, beim Öffnen des Ablassventils vorher die Druckwasserpumpe abzuschalten. Ich verspritze also mit hohem Druck eine ordentliche Ladung Wasser in den Motorraum. Damit darin nicht zu viel Feuchtigkeit verbleibt, bin ich anschließend fast eine Stunde damit beschäftigt, alle Ecken wieder trocken zu wischen. So eng, wie es in dem Motorraum zugeht, ist das durchaus mühsam und kein besonderes Vergnügen.


Es ist 20.30 Uhr, als wir fertig sind. Wir können an Bord nun weder Toiletten noch Wasserhähne benutzen. Zum Zähneputzen müssen wir also an Land und auch, wenn mal ein nächtlicher Gang zur Toilette notwendig werden sollte, werden wir in die sanitären Anlagen stapfen müssen. Wird schon gehen für eine Nacht. 

 Das Teak muss mal wieder geschrubbt werden.

 Um an den Dinghymotor zu kommen, ziehen wir die Gipsy etwas rückwärts und setzen einen Schlauch des Beiboots auf den Steg. 

 Lüften der Matratzen in der Achterkabine und Verstauen der Klappstühle unter den Betten.

 Einmal rund um Elburg, zumindest um die Altstadt. Sie ist komplett von einem breiten Wassergraben eingefasst.



 Angeln ist hier eine beliebte Freizeitbeschäftigung.

 Neue Konstruktion: Ein Bügel für die Halterung der Fenderkörbe am Heck. 

 So war es vorher. Beim Wegnehmen der Rückenlehnen der Sitzbank (muss man machen, wenn man an die Backskisten darunter kommen will) wurde der Bezugsstoff der Lehnen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. 

 Noch so ein Mini-Job: Für zwei Ventile im Trinkwassersystem braucht es einen 7 mm Vierkantschlüssel, der nicht an Bord ist. Also bastele ich schnell ein Werkzeug. Könnte man auch mit einem Maulschlüssel machen, aber mit so einem Ding geht es schneller. 














Radtour am Veluwemeer



 So viele Schwäne haben wir wohl noch nie gesehen. Es müssen tausende sein, an denen wir vorbeifahren.

 Im Live-Stream verfolgen wir die österreichische Nationalratswahl am Sonntagnachmittag und -abend.

 Am Montagmorgen kommt Ali und unterbreitet uns das Angebot für Erneuerung der im Sturm auf dem Rhein kaputt gegangenen Reißverschlüsse der Kuchenbude, zwei Windschutztüren nach vorn und Reinigung/Imprägnierung des gesamten Materials. Wir erteilen den Auftrag und hoffen, dass zu Beginn der nächsten Saison alles bestens erledigt ist. 

 Um 1630 verlegen wir in die Kranspur und können anschließend die Einwinterungsarbeiten für Motor und Trinkwasser-/Abwassersystem vornehmen. Dauert 4 Stunden.


 Einfüllen des Frostschutzmittels in den Frischwassertank.












Das hätte nicht sein müssen. Weil ich vergessen habe, die Trinkwasserpumpe vor dem Entleeren des Boilers abzuschalten, setze ich den Motorraum unbeabsichtigt unter Wasser. 

Freitag, 13. Oktober 2017

Ölwechsel

Donnerstag, 12. und Freitag, 13. Oktober 2017, Elburg. Vorbereitungen für das Auswassern.

Am späten Donnerstagvormittag fahre ich mit dem Rad nach Hattem, um unseren Audi abzuholen, den wir vor ein paar Tagen dort bei der Marina abgestellt hatten. Das Wetter ist gut zum Radeln, vor allem der Rückenwind hilft dabei, die 21 Kilometer schnell abzuspulen. Als ich gegen 13 Uhr wieder zurück an Bord komme, unterhält sich Christine gerade mit Atlas, einem türkischen Segelmacher aus Kampen, der zuvor für einen Auftrag auf einem Nachbarboot gewesen war. Wir wollen uns von ihm ein Angebot machen lassen, um die eingerissenen Reißverschlüsse der Kuchenbudenseitenteile zu erneuern. Außerdem hätten wir gern „Türen“ an Backbord- und Steuerbordseite, die die Kuchenbude auch nach vorn etwas winddichter machen sollen. Die werden natürlich auch aus Segeltuch oder durchsichtiger Folie sein. Am Montag wird Atlas wieder hier vor Ort sein und dann werden wir erfahren, wie teuer die Geschichte wird und wie und wann er die Arbeit machen kann.

Am Nachmittag tausche ich die Scheibenwischerblätter aus. Es sind vier Stück. Hier auf dem Gelände gibt es eine Ship-Chandlery, die ganz gut bestückt ist und sogar Wischerblätter unserer Marke, Exalto, führt. Von der Länge, die wir brauchen, ist nur noch ein Exemplar vorrätig. Die nächste Größe ist 5 cm länger. Ich nehme mal eines von den Dingern mit und probiere es an allen vier Scheiben aus. Geht so gerade. Jetzt ist nur noch 2 mm Platz wischen der oberen Scheibenkante und dem Wischerblatt. Aber das reicht ja schließlich. Während Wischerblätter von Vetus, die leider nicht passen, 13 Euro pro Stück kosten, will Exalto exakt das Dreifache haben. Ganz schön happig, nützt aber nichts. Die alten Dinger rubbeln schon derart über die Scheiben, dass der Austausch wirklich dringend nötig ist.

Am Nachmittag spazieren wir ins Städtle, bummeln etwas durch den malerischen Ort und landen schließlich bei einem edlen Italiener in der Haupt-Fußgängerstraße von Elburg, wo wir ausgezeichnet essen und überaus freundlich bedient werden.

Der Freitagmorgen erwartet uns mit Sonnenschein. Noch ist es kalt, aber im Laufe des Tages wird es wärmer. Während Christine schon Dinge sortiert, die an Bord bleiben oder mit nach Hause sollen, steht für mich heute ein Motorölwechsel auf dem Programm. Erstens haben wir jetzt reichlich Zeit und zweitens empfiehlt unser Motorenhersteller, das Öl vor der Winterpause zu tauschen. Im Gelände des Jachtcenters Elburg gibt es einen Mechanikershop, bei dem ich das Öl einkaufe. Kostengünstig wird es aus einem großen Fass in zwei Kanister abgefüllt, die ich später wieder zurückbringen soll. Auch für das Altöl bekomme ich einen großen 20-Liter-Kanister. Das finde ich schon mal sehr praktisch, denn so brauche ich nicht mehrmals mit der Pumpe, die maximal 6 Liter fasst, die 150 Meter bis zum Altöltank zu laufen. Der Ölwechsel geht flott und problemlos, nur beim Abschrauben des Ölfilters bin ich ungeschickt. Weil der Filter senkrecht angebracht ist, unterliege ich dem Irrglauben, ich könnte das Ding abschrauben, ohne dass zuviel Altöl in die Bilge kleckert. Für ein paar Tropfen sorge ich schon vor, indem ich ein altes Handtuch drunterlege. Aber als ich das Ding zwei halbe Umdrehungen aufgeschraubt habe (was übrigens ohne Hilfsmittel funktioniert, obwohl ich die parat liegen habe), fließt ein dicker Strom schwarzen Öls unter den Motor. Jetzt ist es eh passiert, also weitermachen. Den Ölfilter selbst sauge ich dann mit der Pumpe aus, bevor er in waagerechter Position ganz nach draußen befördert werden kann. Aber unten in der Bilge schimmert sicher ein Viertel Liter von der schwarzen Masse, die sich am achteren Ende mit dem dort noch stehenden Wasser mischt. Das alles wieder ordentlich zu säubern, dauert so lange, wie die ganze Aktion bisher. Ich mache es mit der Ölabsaugpumpe, was mühsam ist, weil ich diese dafür nur in sehr unbequemer Lage positionieren kann. Dann gieße ich ein paar Liter mit heißem Prilwasser in die Bilge. Auch das wird noch Mal mit der Pumpe abgesaugt und anschließend gemeinsam mit dem Altöl in die dafür vorgesehenen Behälter auf dem Gelände entsorgt. Jetzt geht es ans Aufwischen und Saubermachen. Mit einem an einen Besenstil gebundenen Putzlappen aus Microfaser versuche ich, die Bilge wieder blank zu kriegen. Dafür muss ich auf die andere Motorseite und mich längs über den noch warmen 6-Zylinder quetschen. Ok, es reicht jetzt. Am Ende sieht es wieder ordentlich aus. Später fällt mir ein, was ich beim letzten Ölwechsel zu Beginn der Saison anders gemacht hatte und jetzt auch hätte tun sollen. Nämlich den Ölfilter unten anstechen und in einem anderen Gefäß oder Plastiksack das Öl auffangen, bis der Filter ausgelaufen ist. Hätte mir eigentlich früher einfallen können. Sollte ich das Malheur Freitag dem dreizehnten in die Schuhe schieben?


Gegen 15 Uhr setzen wir uns auf die Fahrräder und radeln auf die andere Seite des Kanals. Die Liegeplätze am Ende des Kanals und zu beiden Seiten werden von der Gemeinde Elburg bewirtschaftet. Ein Teil des Geländes wird derzeit erneuert. Seit gestern sind die Plätze im Zentrum mit großen Motorbooten belegt, alle mindestens 15 Meter lang. Sie liegen sogar im Päckchen, d.h. zu mehreren nebeneinander. Es scheint sich um eine Rallye oder etwas Ähnliches zu handeln, denn die Flotte ist gestern gemeinsam aufgekreuzt und die Liegeplätze waren schon vorab reserviert. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und fahren dann zum Boot zurück. 

 Am Ende des Kanals im Zentrum von Elburg  liegen derzeit einige große Motoryachten, die gemeinsam hier aufgekreuzt sind.


 Herbstliche Abendstimmung im Gelände des Jachtcenters. Hier gibt es auch einen Schiffsmakler und man kann sich eine große Anzahl zum Verkauf stehender Boote anschauen. Wir stellen fest, dass die Boote, die bei De Valk in Sneek angeboten wurden, einen deutlich besseren Eindruck machten, was wohl daran liegt, dass die dort in einer überdachten Marina geparkt werden. Schiffe, die draußen liegen und nicht permanent gepflegt werden, sehen schnell unschön aus. Vor allem die Teakdecks geben dann kein sauberes Bild ab. 

 Ölwechsel. Die Schweinerei mit dem Ölfilter habe ich gar nicht im Bild festgehalten.




  Blick auf das Jachtcenter Elburg und unseren Liegeplatz von der anderen Kanalseite.


Mittwoch, 11. Oktober 2017

Von Kampen nach Elburg

Mittwoch, 11. Oktober 2017, von Kampen nach Elburg, 29 km.

Der Dienstag vergeht mit Einkaufen und Shopping in Kampen ohne nennenswerte Ereignisse. Am Mittwochmorgen werfen wir um 10 Uhr die Leinen im Passantenhafen von Kampen los. Es ist bewölkt, aber etwas wärmer als an den vergangenen Tagen. Zehn Minuten später machen wir in der Ijssel an einem Bunkerboot fest, um unsere Dieseltanks für das Winterlager randvoll zu machen. Wir drehen gegen den Strom auf und legen mit Steuerbordseite an dem kleinen Tankschiff an. Bei einigen hundert Litern Sprit kann man mit den Betreibern schon über den Preis reden, aber mehr als 3 oder 4 Cent lassen sie denn doch nicht nach. Trotzdem zahlen wir an dieser Schiffstankstelle immer noch etwa 15 Cent mehr als an den nahegelegenen Autotankstellen, heute sind das immerhin noch stolze € 1,36. Und wir brauchen genau 637 Liter, bis der Tank voll ist. Es gibt Skipper, die wegen der teuren Schiffstankstellen mit Kanistern den Sprit von normalen Straßentankstellen holen. Das wäre uns aber selbst bei kurzen Wegen ein zu großer Aufwand. Zweiunddreißig Mal einen 20-Liter-Kanister zu schleppen, vom Einfüllen und Entleeren gar nicht zu reden, das ist definitiv nicht unser Ding. Damit sich der Kraftstoff auch gut hält und kein Algenbiotop daraus wird, geben wir im Verhältnis 1 zu 1000 noch ein Zusatzmittel (Diesel Plus) bei.


Die Ijssel mündet ins Ketelmeer. Dort fahren wir dann in einem spitzen Winkel zurück ins Vossemeer. Eine Schleuse gibt es zwar auf dem Weg, aber wir können gleich hineinfahren und werden nur 30 cm nach oben geliftet, was gerade mal 5 Minuten dauert. Um halb zwei biegen wir links ab in den Kanal nach Elburg und machen gleich in einer freien Box beim Jachtcenter Elburg fest, wo wir für nächsten Dienstag unseren haulout Termin fixiert haben. Am Nachmittag drehe ich zu Fuß eine Runde durch den Ort, während sich Christine lieber um einige Dinge an Bord kümmert. 

 An diesem Bunkerschiff in Kampen gehen wir für eine halbe Stunde längsseits zum Tanken.

 Auf der Ijssel werden die Rheinkilometer fortgeführt. Dieses hier ist die letzte Tafel, dann endet die Ijssel im Ketelmeer.

 Einfahrt in die Roggebotschleuse.

 Baggerarbeiten am Wegrand. Hier dürfen wir nur noch 6 km/h fahren.


 Um 1330 kommen wir im Jachtcenter Elburg an, wo unser Boot in der nächsten Woche ...

 ... mit diesem Kran an Land gehoben wird.

 Zwei Kuster A-42 im schönen Stadthafen von Elburg, ...

 ... in dem auch einige Traditionsboote vertäut liegen. 

 Eingang zur Fußgängerzone.






 Track und Google Earth Bild von Elburg.

 Ausfahrt aus dem Passantenhafen von Kampen und Anlegen am Bunkerschiff.


Track Kampen - Elburg, 29 km.